Donnerstag, 30. August 2012

Lachen und lernen

Folgender Witz über slowenische Frauen wurde mir erzählt:

Wo verstecken die Frauen in Bosnien Geld vor ihren Männern? In Büchern - weil Bosnier nicht lesen.

Wo verstecken die Frauen in Montenegro Geld vor ihren Männern? Im Werkzeugkasten - weil die Montenegriner zu faul zum Arbeiten sind.

Wo verstecken die Frauen in Slowenien das Geld? Überhaupt nicht. Sie knallen es auf den Tisch und sagen: "Los, trau Dich!"


Martini im Zug gefällig?


Im Zug von Ljubljana nach Maribor. Wer auch immer dieses Martini-Piktogramm da hingesetzt hat muss eine sehr romantische Vorstellung von Zugrestaurants gehabt haben. I wish. Gab' natürlich weder einen geschüttelten noch einen gerührten. Gab' noch nicht mal ein Zugrestaurant.

Mittwoch, 29. August 2012

Maribor trauert

Dachte eigentlich Maribor kann sich nicht fußballbegeistern - als ich ein paar Tage während der EM hier war, hatte niemand meinen Enthusiasmus teilen können, und ich sah immer wie der deutsche Depp aus, der bei jedem Tor in die Luft springt - aber gestern wurde ich eines besseren belehrt. Muss nur das richtige Spiel sein.

Es ging um die Qualifikation für die Champions League und NK Maribor empfing Dynamo Zagreb zum Rückspiel. Den ganzen Tag hörte ich Polizeisirenen im ansonsten so ruhigen Maribor und Hubschrauber kreisten über der Stadt. Slowenien gegen Kroatien weckt immer noch große Gefühle, gute wie schlechte anscheinend.

Am Ende war es nach dem Spiel ganz ruhig, allerdings. Maribor hat verloren. Sehr sehr schade. Hatte mich schon auf Champions League in dieser kleinen Stadt gefreut. 

Dienstag, 28. August 2012

Liebeserklärung


"Oh mein Maribor, ich habe dich in mein Herz geschlossen." Muss sagen: Geht mir auch so.

Montag, 27. August 2012

Blechjuwelen in Maribor

Wollte am Wochenende gerade mal auf dem Platz der Freiheit einen Kaffee trinken, da bin ich über diese Ansammlung von Young- und Oldtimern gestolpert. Geile Teile dabei. Mein Favorit natürlich der rote Opel GT, gebaut in meiner Heimatstadt Rüsselsheim.








 

Eiskaltes Bier in Ljubljana



Am Freitag zum ersten Mal in Ljubljana gewesen (jaja, ich weiß, hätte früher kommen sollen) und muss sagen: richtig schöne Stadt. So ein bisschen wie Amsterdam ohne Coffeeshops und schlechtem Klima. Alles hält sich am Fluß und dessen Kanälen auf, traumhaft.

Als ich nach vier Wochen Maribor hier aus dem Zug stieg, war ich erstmal geschockt von soviel Verkehr. Noch dazu die ganzen Menschen. Dabei hat die Hauptstadt gerade mal 250 000 Einwohner. Halt alles eine Frage der Perspektive.

Mich zuerst mit dem Leiter des Goethe-Instituts, Hendrik Kloninger, getroffen. Haben über meine Lesung (oh Gott oh Gott oh Gott) im Oktober besprochen, über die wirtschaftliche Lage Sloweniens und über die paar deutschen Vereine, die es hier noch gibt. Über was man halt so spricht.




Später traf ich mich mit meinem Kollegen Simon, den ich noch aus Deutschland kenne. Wir setzten uns in ein Café an den Fluß und hier war das Bier tatsächlich eiskalt. Wir quatschten über die Zufälle des Lebens, über den schlimmen Stand des Journalismus in Deutschland und wie schnell man an dem Geschäft ermüden kann. Glücklicherweise machen wir beide gerade was anderes und mussten deswegen nicht ins Bier heulen. Wäre auch zu schade drum gewesen.


Wirklich: sehr schön, dieses Ljubljana. Fast so schön wie Maribor.

Freitag, 24. August 2012

Wein, Poesie und Ewigkeit

Der Tag der schönen Sätze auf dem Wein & Poesiefestival in Ptuj. War bei einer Diskussionsrunde über Residenzprogramme für Autoren, kam mir dabei vor wie ein ganz kleines Licht, im Angesicht dieser veröffentlichten Autoren. Dafür geht mein Stipendium wesentlich länger, ha! Viele Residenzen sind gerade mal vier Wochen - solange habe ich alleine gebraucht, um mich zu orientieren, alles Ablenkende aus meinem System zu kriegen, also alles zu essen, alles zu trinken, alles zu sehen, was es so Neues gibt. (Nicht, dass ich wirklich alles geschafft hätte)

Unter diesen Autoren war Nikola Madžirov (ich glaube aus Mazedonien). Nikola hat eigentlich nur in Bildern gesprochen, seine Beiträge glichen verträumten Buchpassagen.

Nikola kommt anscheinend gut rum, erzählte von seinen zahlreichen Residenzen, den Schlüsseln, die er hinterher immer behält, um sich an diese neue Zeit zu erinnern. Er sprach vom Glück des Umherziehens und dabei hat er bei mir natürlich einen Nerv getroffen: “Nomadism is about reflection, not accumulation”, sagte Nikola. 

Später habe ich mich noch ein wenig mit Aleš Šteger unterhalten (klar, bei zwei Gläsern Wein, wie soll es auch anders sein?) Er ist Dichter und einer der bekanntesten slowenischen Intellektuellen. Außerdem war Aleš  mitverantwortlich, dass die Auswahl des Stipendiums auf mich fiel.
Ich fragte ihn, ob wir uns demnächst mal ihn Ruhe treffen wollen. Ich würde gerne mehr über seine Arbeit erfahren. “Klar”, sagte er. “Wir gehen was essen, was trinken und dann reden wir über die Ewigkeit.”

I like that.

Donnerstag, 23. August 2012

Wein und Poesie

Schönes Fest gerade in Ptuj: 25 Dichter aus der ganzen Welt tragen ein paar Tage lang ihre Werke in der kleinen Stadt vor, dazu gibt es jede Menge Wein aus der Region, Musik und nettes Essen.

Da alles ganz klein und familiär ist, kann man sich locker mit den Dichtern unterhalten. Am interessantesten fand ich die japanische Delegation. Auf der Bühne standen gestern Ryochi Wago und Keijiro Suga und beide hatten den Tsunami und die folgende nukleare Katastrophe zum Thema.

Nach ihrer Lesung habe ich mit Keijiro unterhalten. Er meinte, dass viele Künstler nach der Katastrophe eine Weile überhaupt nicht arbeiten konnten, keinen Sinn darin sahen, den Schock erstmal überwinden mussten. Erinnerte mich ein wenig an Adorno.

Das Festival geht noch bis einschließlich Samstag. Wer in der Gegend ist, sollte unbedingt hin. 


Mittwoch, 22. August 2012

Abend in Maribor




Union vs Laško

Das sind die beiden Optionen, die einem an Bier hier zur Verfügung stehen. Natürlich gibt's noch allerlei ausländisches Gesöff, aber das zähle ich mal nicht mit. Jedenfalls habe ich mir sagen lassen, dass Union hauptsächlich in Ljubljana, der Hauptstadt, getrunken wird, während in Maribor an jeder Bar das Laško-Schild hängt. Ziemlich süffig, leider bekommt man das nirgends so richtig eiskalt - wie es bei dieser Hitze auf jeden Fall sein sollte. Vielleicht kann mal jemand die entscheidenden Stellen auf dieses Problem aufmerksam machen. Ich wäre sehr verbunden.



Zu Zlatorog, dem Bock im Logo von Laško gibt es eine nette Geschichte: Zlatorog lebte in einem wunderschönen Tal zusammen mit ein paar Feen, die alles grün hielten und Menschen in Not halfen.

Alles war gut.

Aber unweit von Zlatorogs märchenhafter Heimat nahm sich ein junger Jäger vor, den Bock zu jagen, ihm die goldenen Hörner abzuschneiden, um so - dank des neuen Reichtums - an die Tochter eines wohlhabenden Mannes zu kommen.

Er fand Zlatorog in seinem Tal, schoss und traf. Es lag noch Schnee zu dieser Zeit und Zlatorogs Blut tropfte in das kalte Weiß. Daraufhin entsprang dort die magische Triglav-Rose. Zlatorog aß von den Blättern, und siehe, die Wunde schloß sich. Allerdings war Zlatorog jetzt richtig wütend. Erst musste der Jäger dran glauben, und dann rammte sich Zlatorog mit seinen Hörnern durch die Berge und formte so das heutige Triglav-Tal. Zlatorog schnappte sich seine Feen, verschwand und wurde nie wieder gesehen. 

Außer natürlich auf dem Laško-Etikett. Also bei so einer Geschichte ist ganz klar, für welches Bier ich mich entscheide. Wenn es doch aber mal so richtig kalt wäre...

Dienstag, 21. August 2012

Seesuche

Also mit Marleybor ist es wirklich gar nicht so weit her. Hab' hier seit Wochen keinen Regen auf der Haut gespürt, dafür brennt die Sonne jeden Tag stärker und es bleibt warm bis tief in die Nacht.

Eigentlich perfektes See- oder Schwimmbadwetter. Aber bis jetzt habe ich leider noch keine befriedigende Lösung für mein Nässebedürfnis gefunden: Im Freibad auf der kleinen Drau-Insel tummelt sich ganz Maribor zu dröhnender Ibiza-Mucke und Therme müssen ja auch nicht unbedingt sein.

Ein See wär' toll. Hier irgendwo in der Nähe. Hat jemand einen Tip?

Montag, 20. August 2012

Stalag XVIII D


Die Schatten der Vergangenheit: man stolpert drüber, steht plötzlich davor, mitten im Industriegebiet Melje:  Das ehemaligen Kriegsgefangenenlager der Nazis mit dem Namen Stalag XVIII D, eine Außenstelle des Lagers Stalag XVIII A im österreichischen Wolfsberg.

Am 1. Juni 1941 haben die Nazis dieses Lager aufgemacht, kurz nach dem Balkanfeldzug, 4046 Gefangene auf den blanken Boden geschmissen. Ein Jahr später waren es schon 11.444: Franzosen, Briten, Jugoslawen, Russen.

Es gab keine Sanitäranlangen, eine winzige Küche und gerademal drei Ärzte für die Massen. Die Gefangenen starben entweder durch Typhus oder der schwere Winter raffte sie dahin. Die Überlebenden mussten Massengräber für die Toten ausheben.


Freitag, 17. August 2012

Das bisschen Polenta

Tina meinte, ich muss unbedingt zum Bosnier in der Poststraße - das ist die kleine aber feine Ausgehmeile von Maribor - und dort die Polenta essen. Bin eigentlich nicht so der Fan von Polenta, aber dachte mir: what the hell. When in Maribor...

Da stand sie dann also vor mir. Von wegen Vorspeise. Ein Riesenteil: Gebackene Polenta, oben schön Sahne drauf und dazu geriebener, geräucherter Käse.

Nach den ersten drei Löffeln war ich eigentlich satt, wollte aber noch sehen, wie weit ich komme. Keine Chance gegen das Ding.

Als die Kellnerin zum Abräumen kommt und mich anschaut wie einen Kriegsdeserteur, sage ich ihr, "das langt doch für vier!"

Die Kellnerin lächelt nur geringschätzig. "Pah", sagt sie, "ich esse die Portion ganz alleine!" Gut, sie sah auch ein bisschen so aus. Aber welche Konsequenz soll ich jetzt aus diesem Erlebnis ziehen? Meinen Magen trainieren, oder mich in die Niederlage ergeben?

Donnerstag, 16. August 2012

Old School

Der Stadtschreiber ist derzeit ein bisschen klamm, wollte aber am Wochenende unbedingt nach München, um einen guten Freund zu besuchen. Zug ist zu teuer, der Flug erst recht; dazu ist es immer etwas umständlich aus Maribor wegzukommen. Was tun?

Daumen raus und per Anhalter fahren. Schon lange nicht mehr gemacht, ewig eigentlich. Um 9 Uhr morgens stand ich an der Autobahnauffahrt in Maribor. Nach zehn Minuten dachte ich mir schon: hier nimmt dich doch nie einer mit. Vielleicht doch lieber ein Auto mieten?

Per Anhalter fahren ist ein krasses Geduldsspiel. Gar nicht mal so schlecht, auf etwas zu warten. Einfach nur rumstehen, ein Schild in die Luft halten und warten, während die Sonne einem immer mehr auf den Schädel brezelt.

Und plötzlich war ich dann unterwegs. Ein Ingenieur aus Maribor nahm mich mit, erzählte mir etwas über die gute Trinkwasserversorgung in Slowenien. Weil die Drava viel Grundwasser aus Österreich mitbringt; dort hat es im Gegensatz zu hier jede Menge geregnet.

Der nächste war ein Gefahrengutransporteur, der mir einiges über diversen Feuerlöscherbestimmungen in verschiedenen Ländern erzählte. Der hat nur jemand zum Zuhören gesucht, und das war eine Aufgabe, dich ich hervorragend erfüllen konnte.

Ein weiterer Wagen blieb liegen und ich musste das Gefährt wechseln. Lernte so einen jungen Psychologen kennen, der von der Beerdigung seines 21-Jahre alten Cousins kam, und beruflich an der Therapie von Sexualstraftätern arbeitet. Interessanter Typ. Die Täter machen ihm keine Probleme, meinte er. Aber mit dem Opfern zu reden, zerreisse ihm das Herz.

Dazwischen immer wieder Warten. Den gelegentlichen Bockfinger gezeigt bekommen. Oder: "Hey Schmarotzer! Warum suchst du dir keinen Job?"

An der letzten Raststätte vor München musste ich drei Stunden warten. Drei Stunden im Leben einer Raststätte können allerdings auch interessant sein. Ein ständiges Kommen und Gehen und nach 180 Minuten hat man so ungefähr alle Typen gesehen, die es gibt.

Leider viele Rückreisende aus dem Urlaub unterwegs. Die Autos voll mit Familien. Ab und zu noch ein Platz neben dem Kind auf der Rückbank. Wollen aber keinen dubiosen Anhalter neben den Erben setzen. Kann ich sogar verstehen.

Dann - unglaublicherweise - hielt ein roter Porsche Boxster Spyder. "Bist Du sicher?", hab ich den älteren Herrn gefragt, ein Berliner, der seit Ewigkeiten schon in München wohnt.

Dafür hat sich das Warten unbedingt gelohnt. Als der nette Herr merkte, was für einen Spaß ich der Geschwindigkeit habe, drehte er richtig auf, mit 270 km/h Richtung München.

Hört sich jetzt schnell an, aber am Ende habe ich 13 Stunden gebraucht, Tür zu Tür. Aber: you see more, you hear more. Ein kleines Abenteuer zwischendurch.

Mittwoch, 15. August 2012

Gute alte Industriezeit

Der Stadtteil Melje war einmal der Industriemotor der Stadt. Große Textfilfabriken, LKW-Produktion und so weiter. Nix übrig davon heute. Nach dem Zusammenbruch von Jugoslawien ging es hier rapide bergab.






Montag, 13. August 2012

What's in a name?

Kurzer Ausflug in die Namensgeschichte. Früher hatten hier die Städte deutsche Namen: Ptuj war Pettau, Ljubljana Laibach und Maribor eben Marburg. Mit der entstehenden Nationalbewegung in der Mitte des 19. Jahrhunderts fand dann langsam eine Slowenisierung statt.

Der Name Maribor geht wohl auf den slowenischen Dichter Stanko Vraz zurück. Später erschien ein nationales Gedicht von Lovro Toman über Marburg, mit der Überschrift: Mar-I-Bor, was soviel bedeutet wie: Wohl im Kampf.

Schön und gut. Aber wie diesen Namen in den Köpfen der Menschen festsetzen? Ein cleverer Geschäftsmann ließ kurzerhand Krüge mit der Aufschrift Mar-i-bor fertigen und brachte sie unter die Leute. Da soll noch mal jemand sagen, Alkohol sei keine Lösung.

Disclaimer: Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, ob das Wasser-, Milch-, oder Weinkrüge waren. Kann aber eigentlich nur letzteres sein, oder?

Sonntag, 12. August 2012

Mariborcat


Freitag, 10. August 2012

Treppe des Todes

Wenn ich mal wieder genug vom Schreibtisch habe, laufe ich an den Weinbergen entlang Richtung Kamnica. Maribor wird dort schnell dörflich: hochwachsendende Wiesen und Felder voller Apfelbäume, wundervoll ruhig. Sprinte diese Treppen hoch, komme aber meistens nur bis zur Hälfte der 455 Stufen, bis mir die Puste ausgeht und ich atme wie eine alte Dampflok.

Irgendwann schaffe ich es dann trotzdem bis ganz oben (wär doch gelacht). Dort führt der Weg weiter durch den Wald zur Kirche der heiligen Barbara und Rosalia. Die steht eingebettet zwischen Buchen und Linden auf einem kleinen Gipfel, dahinter laufen die Weinberge ins Tal. 1683 wütete die Pest durch die Stadt. Die verschonten Bewohner bedankten sich für ihr Überleben mit einem neuen Gottesweg durch den Wald und diesem kleinen Schmuckstück. Was für eine Arbeit, das ganze Baumaterial hier hoch zu schleppen. Brauch' ich mich gar nicht über die ollen 455 Stufen zu beschweren. Und schon gar nicht über den Schreibtisch.



Donnerstag, 9. August 2012

Grüner wird's nicht




Mittwoch, 8. August 2012

Professor Vodnik wünscht sich was

Vodniks Frau wartet auf eine Lungentransplantation und deswegen ist der Professor um 6:30 hier oben an der Kapelle, während unten Maribor gähnt und sich den Schlaf aus den Augen reibt.

Wenn man Begegnungen wie die mit dem Professor hat - zu einer Zeit, in der ich mich normalerweise noch mal umdrehe und weiter von Marillenknödeln träume - dann haben Schlafstörungen auch ihre guten Seiten.

Professor Vodnik lehrt Geschichte an der Handels- und Mittelschule, er freut sich mich kennenzulernen, er redet schnell, gerne und in gutem Deutsch.

Während die Sonne aufgeht und die Nebelschwaden über den Buchenwäldern vertreibt, erzählt mir Professor Vodnik von sich und seinen Tagen und warum er hier oben ist.

Jeden Morgen um 4:20 steht er auf. Waschen, Frühstück, Zeitung lesen. Dann läuft er den kiesigen Weg durch die Weinberge und Mischwälder zu dieser Kapelle. Um für sich und 111 andere Menschen zu beten, die nicht mehr so gut zu Fuß sind.

Gute Energien habe dieser Ort, sagt er. Schon die Kelten wussten das. Wünsche gehen hier in Erfüllung. Für den Sohn einer Bekannten hat Vodnik 700 Gebete gesprochen. Plötzlich war der Tumor in dessen Schädel verschwunden. Für seine Frau hat er schon über 1000 Gebete gesprochen. Sie wartet zwar immer noch auf die neue Lunge, aber es geht ihr besser als erwartet. Sie  lebt noch. Gute Dinge brauchen eben Zeit, sagt Vodnik. 

Bevor sich Vodnik dicht an das Gitter presst und seine Gebete der Marienstatue zuflüstert, sagt er noch, ich solle ihn mal besuchen kommen. Er zeigt mir sein Haus, unten in der Stadt. Er wohnt in meiner Straße. Er sei sogar in dem Haus geboren, in dem er heute wohnt, weil seine Mutter Angst vor einer Verwechslung im Krankenhaus hatte.


Vodnik umfasst die Eisenstäbe und erfüllt seine Aufgabe. 30 Minuten dauert es, die Wünsche und Hoffnungen von 111 Menschen weiterzuleiten. Danach läutet er die Glocke auf der Rückseite der Kapelle und hackt mit seinen beiden Wanderstöcken durch den Kies davon.

Dienstag, 7. August 2012

Am Abgrund

Oh no! Die Süddeutsche Zeitung schreibt heute über den Euro-Liebling Slowenien am Abgrund. Der Text von Viktoria Großmann hat auch Hand und Fuß: Slowenien hat in der Tat zahlreiche Probleme seit dem Wegfall des jugoslawischen Arbeitsmarktes und dem EU-Beitritt. Mich ärgert allerdings der Einstieg in den Text:

"Maribor in Slowenien, vor kurzem: ein geputztes Städtchen. Am Eingang zur Altstadt steht eine bunte Infobox, der Veranstaltungskalender der europäischen Kulturhauptstadt 2012 ist voll. Aber die Einkaufsstraßen sind leer. Genauso wie die Restaurants."

Die Einkaufstraßen leer? Die Restaurants auch? Wollte sie vielleicht am Sonntag einkaufen und nachts was essen? Und die Ferien kommen noch dazu. Mal schön passend gemacht das Ganze. Der Text ist trotzdem lesenswert, alleine für die Zahlen. Ich jedenfalls hoffe, dass ich hier nicht noch von einer sich ausweitenden Krise berichten muss. 

Montag, 6. August 2012

Straßenmucke

Hab' mir in den vergangenen Tagen ein paar Konzerte angeschaut, die eher zum Gähnen waren, aber dann hat mich diese Combo in der Fußgängerzone total umgehauen. Musste mich doch glatt hinsetzen und eine halbe Stunde zuhören. Weiß gar nicht, wann ich das zum letzten Mal bei Straßenmusikern gemacht habe. Video ist ein bisschen ruckelig, lohnt sich aber und wird zum Ende hin besser.


Die kleine links außen hat eine Hammerstimme, doch die beiden Buben rechts sind meine Favoriten. Ist wohl eine Roma-Familie aus der Slowakei (soweit konnte ich mich mit ihnen verständigen), und hätten die eine CD gehabt, ich hätte sie sogar gekauft. Aber vielleicht kennt jemand sogar dieses Lied, diesen Sound? Wollte denen dann noch durch die Stadt folgen, wurde dann aber sehr sehr komisch angeguckt.

Guten Morgen



Schlafstörungen

Sitze am Küchenfenster und sehe die Sonne hinter den Weinbergen aufgehen. Bin seit Stunden wach. Schon in den vergangenen Nächten wurde ich immer mal wieder durch das gleiche Rumoren unten auf der Straße geweckt. Diesmal hat es mich richtig aus dem Bett geholt. Hörte sich an wie eine Bande Waschbären, die durch die Nachbarschaft ziehen. War allerdings ein Müllsammler. Lustigerweise auf Rollerskates. Damit er ein größeres Gebiet abdecken kann? Oder um schneller vom Tatort zu flüchten?

Wenn er mich morgen um vier wieder weckt, wird er sofort interviewt. Ohne Gnade.

Freitag, 3. August 2012

Art will be Art

Auf einer Ausstellungseröffnung mit dem Namen "Die schöne Malerei liegt hinter uns", französische und slowenische Künstler in der Maribor Gallery. Das Programmheft erzählt irgendwas von "einem erschütternden Bild unserer Zeit" ohne zu erklären, was heute so erschütternd sein sollte. Da könnte ich mal wieder durch die Decke gehen bei dem ganzen Blabla. Einige der Werke finde ich trotzdem richtig gut, auch wenn das Motto ziemlich weit hergeholt finde.











Donnerstag, 2. August 2012

Der tapfere Schusterjunge

Im 16. Jahrhundert wüten die Türken durch die Gegend. Die Menschen fliehen in die Städte und verschanzen sich hinter den Mauern vor den brandschatzenden Horden. Ein Dichter schreibt damals:
"Das deutsche Land war rings verbrannt und gesengt,
Des Himmels reine Luft mit dichtem Rauch vermengt,
Und jeder Zufluchtsort ungläubiger Gebete,
verheeret und verkehrt, in eine wüste Stätte."

Auch in Maribor harren die Menschen hinter meterhohen Steinmauern aus. Die Türken richten sich auf eine Belagerung ein und die Bevölkerung stellt mir Schrecken fest, dass verpeilt wurde, die Stadtgräben mit Wasser zu füllen.

Im Angesicht der ständigen Bedrohung durch die Türken (die kamen schließlich nicht nur einmal): ganz schön dumm. Noch dümmer, dass sich daraufhin keiner traut, die Stadt zu verlassen, um die Schleusen bei den "Drei Teichen" zu öffnen. 

Keiner traut sich? Nicht ganz. Der Legende nach verkleidet sich ein Schusterlehrling als Türke und schlüpft unbemerkt zu den Teichen, öffnet die Schleusen. Das Wasser schießt in die Stadtgräben und ertränkt die Türken, die gerade dabei sind die Mauern zu unterhöhlen.

Mittwoch, 1. August 2012

Von Volkshelden

Es ist gut möglich, an einem Straßennamen hundertmal vorbeizulaufen und sich nicht nach der Bedeutung zu fragen. Aber gerade in einer fremden Stadt bieten solche Schilder eine gute Gelegenheit, sich mit der Geschichte des Ortes auseinanderzusetzen, der Spur der Vergangenheit zu folgen. 

Meine Wohnung liegt in der Maistrova Ulica, direkt am Stadtpark. Um die Ecke befindet sich auch noch der Trg (doch doch, das ist ein Wort) Generala Maistra, der Maisterplatz. Ein General also. Ich schaue mir die Statue an, lese die Inschrift, gehe nach Hause und stöbere in einem Geschichtsbuch über Maribor.

600 Jahre lang gehörte Maribor als Teil der Herzogtums Steiermark zu Österreich. Da hieß die Stadt noch Marburg.

Im Herbst 1918 allerdings wird Österreich-Ungarn aufgelöst. Auftritt General Maister: der erklärt sich zum Stadtkommandanten, setzt den deutschösterreichischen Stadtradt ab, entwaffnet dessen Armee. Schließlich besetzt er das Grenzgebiet und sichert so die nördliche slowenische Grenze. Heute zählt der General Maister zu den Vätern des slowenischen Staates. Gedichtet hat er wohl auch noch, dazu habe ich aber leider nichts gefunden. Schade. Anyone else?