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Mittwoch, 5. Dezember 2012

Der Tag, der in der Schublade verschwand*

Es ist 11 Uhr an einem Freitag im November, eigentlich ein normaler Arbeitstag, aber die Büros sind leer, das Schuften eingestellt.

Ich stehe in einem kleinen Kreis von Menschen direkt gegenüber dem Weinladen Vinag, von der Bühne dröhnt mir Umpahmusik in die Ohren, und jemand namens Roman füllt mir ständig meinen Plastikbecher mit Mariborčan nach.

In Maribor auf dem Schloßplatz scharrt sich das Volk um die Weinstände, trinkt, lacht, grölt, tanzt, isst. Um die Mittagszeit sehe ich bereits einige Nasen leuchten, rot wie Signalbojen.

Eine Frau, auch ihre Nase ist schon etwas, rot sagt zu mir: “Da kannst Du jemand das ganze Jahr nicht sehen, aber hier am Martinstag siehst Du einfach Alle!” Sie unterstreicht diesen Ausbruch mit einer Geste ihres Armes, der alle auf diesem Platz umfasst, dann wendet sie sich wieder ihren Freunden zu, sie reden slowenisch, davon verstehe ich leider nicht so viel, aber das ist egal, denn ich denke darüber nach, dass dieser Tag auch in Deutschland eine Bedeutung hat, wenn auch eine ganz andere: Es ist der Beginn der fünften Jahreszeit, des Karnevals, der bis zum Aschermittwoch geht. Getrunken wird also auch, nur viel viel länger. Gut, in Deutschland sind manche Dinge einfach größer als in diesem kleinen Land, in dem ich jetzt schon vier Monate lang bin. Meine Zeit ist fast vorbei, bald muss ich das Land, dessen Umrisse auf der Landkarte wie ein Huhn aussehen, verlassen und frage mich nun natürlich, ob ich von Slowenien nicht nur den Hals, die Brust und die Flügel kennengelernt habe, sondern auch die Innereien?

Von Anfang an wollte ich der Frage nachgehen, wie die Slowenen eigentlich so sind, wollte sozusagen ein paar Begriffe für meine persönliche Schublade. Ich weiß, die Beschäftigung mit Stereotypen ist ein unsicheres Gebiet. Walter Lippmann nennt sie zum Beispiel “eine erkenntnis-ökonomische Abwehreinrichtung gegen die notwendigen Aufwendungen einer umfassenden Detailerfahrung.”

Aha.

Aber ich war und bin einfach interessiert daran, etwas Festes, etwas Haltbares zu haben, wie der griechische Begriff impliziert. Vielleicht liegt das daran, dass ich so herzlich wenig wusste über Slowenien; für mich war es vor diesem Sommer ein böhmisches Dorf. Immerhin habe ich Slowenien nie mit der Slowakei verwechselt, wie etwa der weltgewandte George W. Bush.

Aus der Stadt, aus der ich komme, Rüsselsheim nämlich, eine Industriestadt Maribor nicht unähnlich, kannte ich Kroaten (und ihre Restaurants namens Dubrovnik oder Split, komischerweise immer mit dem Zusatz “Internationale Küche", als wäre die kroatische nicht genug), Serben, Bosnier und sogar Kosovo-Albaner. Aber keine Slowenen.

Ich gewöhnte mir als Stadtschreiber also an, die Frage nach den Stereotypen immer wieder zu stellen.

Wer könnte mir diese Frage besser beantworten, dachte ich, als der Bürgermeister von Maribor, Franc Kangler? Ich weiß schon, er ist unheimlich beliebt hier und in den folgenden Wochen sollte ich noch einige Demonstrationen gegen ihn miterleben. Trotzdem saß ich im Spätsommer mit ihm und einer Parlamentarierdelegation aus Deutschland an einem Tisch im City Hotel und Kangler redete und redete, vor allem redete er von den ganzen falschen Vorwürfen gegen ihn, von den Korruptionsverfahren und den Klagen der Vetternwirtschaft.

Dabei hatte ihn keiner danach gefragt.

Als schließlich der Wein der alten Rebe auf den Tisch kam, von dem ich geheime Fantasien hegte, eine Flasche geschenkt zu bekommen, endlich in einem Atemzug mit Clinton und Mandela genannt zu werden, fragte ich Kangler: Wie sind sie denn, die Slowenen?

Kangler trank einen Schluck von dem dünnen, körperlosen - wirklich, ist ja toll, dass die Rebe im Guinessbuch steht, aber der Wein geht gar nicht, dachte ich und war mir sicher, dass die Flasche immer noch ungeöffnet bei Clinton im Büro steht - jedenfalls trank der Bürgermeister einen Schluck, tat ganz geschmackvoll, und da wusste ich schon, das wird nichts mit der Antwort. “Ja”, sagte Kangler, “also ich habe einen deutschen Mercedes, 30 Jahre alt, fährt spitze, immer noch mit dem ersten Motor, sehr zufrieden bin ich. Mit den Japanern hingegen habe ich keine guten Erfahrungen gemacht.”

So ging das noch eine ganze Weile. Wohl oder übel musste ich mein Glas austrinken, um einfach etwas bei dieser sinnlosen Antwort zu tun zu haben. Gut, der Bürgermeister wusste es also nicht, das war schon mal abgehakt.

Auf dem Schloßplatz holt mich jemand aus meinen Gedanken an den Bürgermeister und schenkt mir das Glas schon wieder voll. Dabei habe ich noch gar nichts gegessen, aber ich bin geneigt, mich den lokalen Gegebenheiten anzupassen.

In der Runde ist eine wilde Diskussion im Gange und ich frage Tina, worum es geht. Um Kangler, sagt sie. Um Kangler und seine Politik der tausend Autoblitzer. Angeblich würden sich die Leute die Nummernschilder überkleben, demonstrieren wollen, sie seien wütend, würden ihn am liebsten aus dem Rathaus und im Knast haben. Später werden sie vor seinem Amtssitz "Gotof Je" skandieren, Du bist fertig.

Dieser Kangler scheint ein ganz schönes Schlitzohr zu sein, denke ich mir, und werde daraufhin schon in den Innenhof von Vinag geschleppt. Unten hat es hier einen tollen Weinkeller mit einigen Fässern, die groß wie kleine Boote sind. Das Weinarchiv langte mal zurück bis in die Zeit der Jahrhundertwende. Dann kamen allerdings die Nazis, und man kann ja viel über sie sagen, aber nicht, dass sie keinen Geschmack hatten in Sachen Wein. Die müssen einige Gelage hier gefeiert haben. Jedenfalls fängt heute das Archiv pünktlich bei Jahrgang 1945 an.

Wir sind im Innenhof, an einer Bar, in der Mitte stehen Fässer hochkant, ein DJ aus der Pekarna spielt, der ehemaligen Militärbackerei, die jetzt ein alternatives Zentrum ist. Das Publikum ist jünger als draußen auf dem Platz, aber ebenso betrunken.

“Hey”, sagt der Typ neben mir, “Ich bin Tomasz”, haut mir zuerst auf den Rücken und dann schenkt er mir ein Glas ein. Tomasz muss sich schon an dem Fass festhalten, seine Augen sind glasig und er redet entsprechend darauf los. Er ist Architekt, seine Frau Arzt, aber eigentlich ist alles scheiße und die Präsidentenwahl am Sonntag interessiert ihn auch nicht. Er macht eine abfällige Geste und sagt: “Scheiß Politiker, die kennen sich alle hier in Slowenien, das Land ist viel zu klein, viel zu klein”, sagt er und schüttelt den Kopf. “Und dieser Kangler, den haße ich am allermeisten, von allen Politikern in ganz Slowenien. Mafia! Alles eine Mafia!”, ruft er aus, schwankt und findet wieder Halt am Fass.

Ich erinnere mich an eine Zugfahrt von Ljubljana nach Maribor. Ich saß mit einer hübschen brünetten jungen Frau im Abteil - ihr Name war Lorna - wir unterhielten uns über Slowenien und irgendwann während der langen Fahrt stellte ich ihr meine Frage. Neidisch seien die Slowenen, sagte Lorna. Neidisch und kleinbürgerlich. Selbstmordgefährdet obendrein.

Ich wußte nicht, was ich sagen sollte. Ich wartete, ob in der Aufzählung noch Platz war für ein paar positive Begriffe, aber da kamen keine mehr. Wer würde sich denn so bezeichnen?, dachte ich. Auf der anderen Seite, Lorna hatte ja “sie” gesagt und nicht “wir”.

Daran musste ich denken, als Tomasz gerade seine Tirade gegen den Staat beendete. “Wieso gehst Du nicht in die Politik”, frage ich, “wieso änderst du nicht etwas?” aber Tomasz guckt mich nur an, als hätte ich vorgeschlagen als nächstes ein Glas Wasser zu trinken.

Wir holen Natalia in unsere Runde, eine Russin aus St. Petersburg, die für paar Tage in der Stadt ist, an der Uni unterrichtet, sehr jung und beängstigend klug ist. Ja, auch sehr hübsch.

“Immer beschweren sich die Slowenen”, sagt sie, “dabei haben die es hier doch so schön! Ich verstehe das nicht.” Tomasz leert seinen Becher, dann sagt er mit noch nassen Lippen: “Wir beschweren uns halt gerne.”

Schnell schenkt uns Tomasz die Gläser wieder voll, damit uns die Füße nicht abfrieren, eine reine Schutzmaßnahme, wie er sagt. Wir stoßen an, auf die Vereinfachung der Vielfalt, auf dass Vorurteile schwerer zu spalten sind als ein Atom. Wer hat das noch mal gesagt? Na ja egal, bisschen spät am Abend für richtiges Zitieren. Wir reden und philosophieren über den deutschen Michel, die französische Marianne, Uncle Sam und Kranjski Janez.

Neulich hatte ich in einem Reiseführer im Kapitel Kultur über die Slowenen gelesen, dass zwei Begriffe immer wieder zu ihrer Beschreibung herangezogen werden: priden (fleißig) und hrepenenje (Sehnsucht). Ich bin mit diesen Begriffen hausieren gegangen, bin aber auch sie nirgends losgeworden.

Inzwischen ist es dunkel und ich habe schon das 10, vielleicht auch das 20. Glas in der Hand. Tomasz tanzt wie ein Narr an Karneval durch die Gegend, Natalia philosophiert über die Liebe der Russen für den Moment und die Gastfreundlichkeit, ich versuche mit schönen Sloweninnen zu flirten, aber meine Augen kreuzen sich leider schon, also höre ich France zu, das ist Tomasz Bruder, Journalist, und der kann mir einiges erzählen, vor allem ist er noch klar im Kopf, hat kaum was getrunken - ungewöhnlich für einen Journalisten - und füllt deswegen meine Stereotypendatenbank mit den folgenden Adjektiven: naturverliebt seien die Slowenen, familienverbunden, diszipliniert, ehrlich, melancholisch, sportbegeistert, genußorientiert, introvertiert.

Gott sei Dank, denke ich, gott sei dank. Doch kein Volk am Abgrund. Ein bisschen bin ich in meinem alkholischen Stupor auch stolz auf mich, denn Frances Aussagen decken sich mit meinen persönlichen Erfahrungen, nur konnte ich mir ja nicht anmaßen, über die Slowenen zu urteilen, oder?

Beim Stichwort introvertiert, jedenfalls, stolpert Tomasz wieder in unsere Runde. “Ein Toast”, schreit er, als wäre ein Krieg gerade zu Ende, “ein Toast!” und füllt die Gläser auf. Ich weiß wie nichts anderes auf dieser Welt, dass der Kater morgen nicht schön sein wird, denke darüber nach, ob die Slowenen wohl ein Wort und auch noch gleich eine Kur dafür haben, da ruft Tomasz wieder: “Ein Toast, ein Toast!”

Leider kann ich mich an den Toast nicht mehr erinnern. Ab da habe ich einen Filmriss. Ich weiß nur noch, beziehungsweise ich fühle es, dass France etwas sehr schlaues gesagt hatte, etwas, dass die ganze Diskussion davor um die Slowenen und ihr Inneres wunderbar zusammen gefasst hat, aber ich will verdammt sein, wenn ich es noch zusammen kriegen würde. Vielleicht ist das ja auch ganz gut so. Der Wunsch die soziale Wirklichkeit irgendwie zu bündeln ist doch auch so lustlos, so banal, ja schon fast gemein. Wie hat Friedrich der Große so schön gesagt: Jeder nach seiner Fasson. Ein schöner Spruch, an den kann ich mich sogar mit dem größten Kater erinnern. Autsch.

*Text aus der Lesung an der Uni Maribor

Montag, 12. November 2012

Blaues Maribor

Traditionell auch Martinstag genannt. Findet eigentlich am 11. November statt, aber weil der Tag auf einen Sonntag fiel, die Leute am Montag ja arbeiten müssen, wurde kurzerhand am Freitag gefeiert: ab 10 Uhr morgens tönte Umpah-Musik durch die Stadt und die Leute scharrten sich um die Wein- und Essens-Stände.

Die Mariborer selbst sagen: "Du kannst jemand das ganze Jahr nicht sehen; hier triffst du ihn dann auf jeden Fall."

Die Stimmung war natürlich ausgelassen. Wie soll es auch anders sein, bei so einem kollektiven Besäufnis? Dementsprechend gab es sehr offene Gespräche mit den Slowenen; ich arbeite allerdings noch daran, die Details davon aus meiner (sehr dunklen) Erinnerung hervorzukramen.


Dienstag, 9. Oktober 2012

Im Clinton Club

Na ja, fast. Immerhin habe ich am Wochenende ein paar Schlucke vom Wein der alten Rebe trinken dürfen.

Deutsche Parlamentarier waren auf Slowenienreise, erst in Ljubljana, dann bei mir in Maribor. Also eher beim Bürgermeister und ich war mit zum Essen eingeladen. Obwohl in der Ankündigung stand: "Gespräch mit dem Stadtschreiber." Wir haben uns dann alle mit dem Bürgermeister untehalten. Klar, der hat ja auch ein bisschen mehr zu erzählen als ich. Lustigerweise redete er ein ganzes Stück lang über Korruptionsvorwürfe gegen ihn - ohne dass ihn jemand darauf angesprochen hätte.

Als ich ihn fragte, wie sich Slowenen beschreiben würden, erzählte er etwas von seinem alten Mercedes, der 30 Jahre alt sei, aber besser als jeder neue Japaner laufen würde. Habe ich so nicht ganz verstanden, war vielleicht "lost in translation", aber danach gab es dann das edle Tröpfchen aus den Phiolen. Bisschen dünn würde ich sagen. Frage mich, ob Clinton die Flasche leer gemacht hat oder steht sie immer noch in seinem Büro?

Montag, 1. Oktober 2012

Schnipp Schnapp

Runter sind sie, die Trauben der alten Rebe. Gestern wurde geerntet, der ganze Vorplatz am Fluß war schon morgens voll, ebenso wie die Gläser auf den Tischen (und sicherlich auch der eine oder andere Mariborer). Anschließend wurde die Weinkönigin gekrönt und während ich so da stand (nein, ich habe keinen Wein getrunken; es war tatsächlich zu früh), den Liedern zuhörte, die vom Chor zum Besten gegeben wurden, dachte ich mir, wie unglaublich ländlich das Ganze wirkt für eine Stadt von fast 120 000 Einwohnern. Das hätte auch ein Weinfest in Wicker, Flörsheim oder sonstwo in meiner alten Heimat sein können. Aber vielleicht charakterisiert das Slowenien auch ein bisschen: selbst in der größten Stadt Ljubljana ist das Land gleich um die Ecke und innerhalb von zehn Minuten fühlt man sich 100 Kilometer entfernt vom urbanen Leben und hat Ruhe. Wenn man das denn will.

Samstag, 22. September 2012

Fest der Alten Rebe

Stände aus Holz überall in der Stadt, auf den Steigen lauter Äpfel, die Menschen bleiben stehen, nehmen sich einen, gehen weiter an das Ufer der Drau, an den Lent, wo früher die Flößer anlegten, rasteten und sich mit Vorräten versorgten.



An der alten Rebe sitzen sie am Wasser, halten die Gesichter in die goldene Herbstsonne, vielleicht später ein kurzer Ausflug auf dem Boot.


Bis zum 30. September findet nun das Festival der Alten Rebe statt; immer am letzten Sonntag im September werden die Trauben der Alten Rebe geerntet, die Weinkönigin wird gekrönt, die Stadt feiert.

Freitag, 21. September 2012

Road Trip, Teil 2

Nach einem Abstecher in Triest (eine schöne, alternde Dame) sind wir mit vollem Pastabauch wieder über die Grenze nach Slowenien, in die Region Primorska, und mussten klitzekleine Straßen in absoluter Dunkelheit navigieren.

Keine Ahnung, wo wir schlafen sollten, aber irgendwann haben wir doch eine Unterkunft gefunden: in einem Haus, das 400 Jahre alt ist und zu einer Herberge umfunktioniert wurde. Sehr charmant, dachten wir zumindest, das alte Gemäuer in einem Ort namens Pliskovica.

Aber nachts kamen dann die Moskitos. Und zwar in einem Umfang, dass ich mir vorkam wie Pearl Harbour - die Moskitos waren die japanischen Kamikazeflieger.

Schlaf gab's deswegen keinen. Nur rumwälzen und auf den Sonnenaufgang warten. Dann sind wir raus, durch das Dorf gelaufen und ich habe mir vorgestellt, wie es wohl wäre, hier ein Haus zu erben, von einem unbekannten Verwandten, in diese ruhige Gegend zu ziehen, wo alles und jeder Garten mit einer Haube von Wein bewachsen ist. Die Idee gefiel mir gar nicht so schlecht, allerdings bin ich mir auch ziemlich sicher, dass ich keine entfernten slowenischen Verwandten habe.
















Trotz des mangelnden Schlafs: wundervolle Gegend mit Dörfern, die aus massigen Waldstücken heraus wachsen, Bergen am Horizont und immer wieder Wein Wein Wein. Kaum Touristen, wir hatten alles nur für uns, die frische Luft, die engen, steinigen Gassen. Am Ende hatten wir sogar die Moskitos vergessen.








Freitag, 7. September 2012

Clinton, Mandela und Ich

Sie ist die Sehenswürdigkeit in Maribor: Die alte Rebe. Angeblich die älteste noch weintragende Rebe der Welt. Steht zumindest so im Guiness Buch der Rekorde.

Die Trauben der Sorte "Blauer Kölner" wachsen an einer Pergola mit Südseite in der Nähe der Drau. Zu sehen ist diese Formation schon auf Stadtgemälden aus den Jahren 1657 und 1681. Im zugehörigen Gebäude befindet sich ein kleines Museum, eine Vinothek und der Sitz des slowenischen Weinritterordens - das ist doch mal ein Name.


Mittlerweile zieht die "Rebe" zahlreiche Touristen an, vor allem zum Schnitt im Frühling und zur Ernte im Herbst. In den 80er Jahren sah das alles noch ganz anders aus, die Rebe war schon fast hinüber.


35-60 Kg Trauben werden jedes Jahr geerntet. Das ergibt gerade mal 100 Fläschchen zu 0,25 Liter, die dem Bürgermeister für protokollarische Zwecke zur Verfügung gestellt werden. Das heißt: kaufen kann man das gute Stöffchen nicht, man bekommt es geschenkt. So wie Bill Clinton oder Nelson Mandela. Frage mich, ob der Stadtschreiber bis zur neuen Abfüllung berühmt genug ist, ebenfalls so ein edles Geschenk zu erhalten. Dann wird mein Name endlich in einem Atemzug mit Clinton und Mandela genannt. Zumindest in Maribor.

Freitag, 24. August 2012

Wein, Poesie und Ewigkeit

Der Tag der schönen Sätze auf dem Wein & Poesiefestival in Ptuj. War bei einer Diskussionsrunde über Residenzprogramme für Autoren, kam mir dabei vor wie ein ganz kleines Licht, im Angesicht dieser veröffentlichten Autoren. Dafür geht mein Stipendium wesentlich länger, ha! Viele Residenzen sind gerade mal vier Wochen - solange habe ich alleine gebraucht, um mich zu orientieren, alles Ablenkende aus meinem System zu kriegen, also alles zu essen, alles zu trinken, alles zu sehen, was es so Neues gibt. (Nicht, dass ich wirklich alles geschafft hätte)

Unter diesen Autoren war Nikola Madžirov (ich glaube aus Mazedonien). Nikola hat eigentlich nur in Bildern gesprochen, seine Beiträge glichen verträumten Buchpassagen.

Nikola kommt anscheinend gut rum, erzählte von seinen zahlreichen Residenzen, den Schlüsseln, die er hinterher immer behält, um sich an diese neue Zeit zu erinnern. Er sprach vom Glück des Umherziehens und dabei hat er bei mir natürlich einen Nerv getroffen: “Nomadism is about reflection, not accumulation”, sagte Nikola. 

Später habe ich mich noch ein wenig mit Aleš Šteger unterhalten (klar, bei zwei Gläsern Wein, wie soll es auch anders sein?) Er ist Dichter und einer der bekanntesten slowenischen Intellektuellen. Außerdem war Aleš  mitverantwortlich, dass die Auswahl des Stipendiums auf mich fiel.
Ich fragte ihn, ob wir uns demnächst mal ihn Ruhe treffen wollen. Ich würde gerne mehr über seine Arbeit erfahren. “Klar”, sagte er. “Wir gehen was essen, was trinken und dann reden wir über die Ewigkeit.”

I like that.

Donnerstag, 23. August 2012

Wein und Poesie

Schönes Fest gerade in Ptuj: 25 Dichter aus der ganzen Welt tragen ein paar Tage lang ihre Werke in der kleinen Stadt vor, dazu gibt es jede Menge Wein aus der Region, Musik und nettes Essen.

Da alles ganz klein und familiär ist, kann man sich locker mit den Dichtern unterhalten. Am interessantesten fand ich die japanische Delegation. Auf der Bühne standen gestern Ryochi Wago und Keijiro Suga und beide hatten den Tsunami und die folgende nukleare Katastrophe zum Thema.

Nach ihrer Lesung habe ich mit Keijiro unterhalten. Er meinte, dass viele Künstler nach der Katastrophe eine Weile überhaupt nicht arbeiten konnten, keinen Sinn darin sahen, den Schock erstmal überwinden mussten. Erinnerte mich ein wenig an Adorno.

Das Festival geht noch bis einschließlich Samstag. Wer in der Gegend ist, sollte unbedingt hin. 


Donnerstag, 9. August 2012

Grüner wird's nicht