Was mache ich auf einmal mit der ganzen Zeit, die mir hier zur Verfügung (zum Vergnügen?) steht? Muss nicht mehr jede Wendung des Nahost-Konflikts verfolgen, muss nicht ständig Mails lesen, um dringende Redaktionsanfragen zu bearbeiten. Kann also offline gehen und mein Gehirn defragmentieren. Kann wieder an meinem Buch arbeiten, das jetzt in die dritte Fassung geht und eines meiner Projekte für meinen Aufenthalt in Maribor ist. Habe es die ganze Zeit in Israel liegen lassen, es fast schon vergessen, es vielleicht auch vergessen wollen.
Schreiben ist ein einsames Geschäft voller Zweifel. Auch nach der zweiten Fassung ist es einfacher, das Teil einfach in die Ecke zu schmeißen und etwas anderes anzufangen. Alles ist einfacher, als in diesem Textsteinbruch zu arbeiten, um jedes Wort und jeden Satz zu schwitzen. Von der Handlung und den Charakteren will ich gar nicht erst sprechen. „Das wird nie was“, schallt es mir immer wieder durch den Kopf, aber dann stehe ich im Buchladen, sehe die Berge an Gedrucktem und denke: Come on man, das kriegen noch ganz andere hin.
Jetzt bin ich schon wieder ein paar Tage um das Buch herum getanzt, habe mich nicht getraut es in die Hand zu nehmen, aufzuschlagen und zu lesen, was ich da fabriziert habe. Eigentlich kann ich doch nur scheitern, denke ich. Aber vielleicht scheitere ich irgendwann auf einem Niveau, das gar nicht so schlecht ist. Es gibt da einen schönen Spruch von Samuel Beckett, Trost in dunklen Stunden, wenn es wieder mal nicht so wird, wie ich mir das vorstelle:
"Ever tried, ever failed. No matter. Try again. Fail again. Fail better."
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