Mittwoch, 25. Juli 2012

Marillenknödelodyssee

Mein absolutes Lieblings-Dessert - allerdings habe ich es noch nie probiert (Hört sich komisch an? Ist aber so). Mir immer nur vorgestellt, wie diese Mischung aus geschmolzener Aprikose, dem süßen Teigmantel drum herum, den knusprigen, buttrigen Streuseln, wohl schmecken muss. Es kann einfach nichts besseres geben. No way.

Und irgendwie war ich der Meinung, dass es hier in Maribor auf den Karten der Restaurants nur so von süßen Knödeln wimmeln würde, ja, dass sie vielleicht sogar eine eigene Rubrik haben.

Gleich am ersten Abend bin ich anstatt zum Essen auf die Suche nach Marillenknödeln. Maribor hat doch so viele traditionelle Restaurants, manche davon in alten Gewölbekellern, ich würde bestimmt nicht lange suchen sondern finden und bestellen und die Objekte meiner Träume verschlingen und dann gleich noch mal bestellen.

Die Marillen sind auch noch gerade in Saison. Lachen mich mit rosigen Bäckchen aus den Stiegen der Obststände an. 

Von Restaurant zu Restaurant, von Café zu Café werde ich ratloser und, muss ich zugegeben, auch ein wenig aggressiv. Ich finde Pfannkuchen mit Marillenmarmalade, Croissants gefüllt mit Marille, Marilleneis, Marillenkuchen, Marillenschnaps. Alles Gute da, was eine Marille so werden kann. Außer Marillenknödel! Es ist zum Heulen. Von den Kellnern bekomme ich nur ein müdes Schulterzucken, was mich wiederum dazu nötigt, eines der slowenischen Wörter einzusetzen, die ich gerade gelernt habe: prekleto - verdammt.

Nicht nur, dass die Kellner mit den Schultern zucken und sagen: "Bei uns gibt's nur Pfannkuchen." Nein, viel schlimmer noch. Sie alle behaupten, dass aber ihre Mütter wirklich ganz vorzügliche Marillenknödel machen, die besten weit und breit.

Bei weiterem Nachdenken erscheint mir das dann doch logisch. Marillenknödel sind so eine Speise, die einem die Mutter oder die Oma macht, die einen zurückholt an den Küchentisch der Kindheit.

Die nächsten Tage immer wieder das gleiche, immer wieder diese Mütter und ihre geheimen Kochkünste, zu denen ich keinen Zugang habe. Irgendwie fühle ich mich diskriminiert.

Während ich meine nächsten Schritte plane, ruft meine Freundin an. Sie ist in Österreich, sitzt an einem Küchentisch aus schwerem Holz und kann kaum reden, weil sie - genau - den Mund voller Marillenknödel hat. Bei der Mutter einer Freundin hat sie den Zugang gefunden, der mir so dringend fehlt. Prekleto!

Und dann, dann finde ich sie doch noch, meine Marillenknödel. Tiefgefroren in einer schmucklosen Packung. Im Lidl. Ausgerechnet im Lidl! Kaufen konnte ich sie allerdings nicht. Ich warte lieber, bis sich jemand erbarmt und mich nach Hause einlädt. Nicht, dass ich am Ende deswegen noch nach Österreich fahren muss.

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