Freitag, 21. September 2012

Road Trip, Teil 2

Nach einem Abstecher in Triest (eine schöne, alternde Dame) sind wir mit vollem Pastabauch wieder über die Grenze nach Slowenien, in die Region Primorska, und mussten klitzekleine Straßen in absoluter Dunkelheit navigieren.

Keine Ahnung, wo wir schlafen sollten, aber irgendwann haben wir doch eine Unterkunft gefunden: in einem Haus, das 400 Jahre alt ist und zu einer Herberge umfunktioniert wurde. Sehr charmant, dachten wir zumindest, das alte Gemäuer in einem Ort namens Pliskovica.

Aber nachts kamen dann die Moskitos. Und zwar in einem Umfang, dass ich mir vorkam wie Pearl Harbour - die Moskitos waren die japanischen Kamikazeflieger.

Schlaf gab's deswegen keinen. Nur rumwälzen und auf den Sonnenaufgang warten. Dann sind wir raus, durch das Dorf gelaufen und ich habe mir vorgestellt, wie es wohl wäre, hier ein Haus zu erben, von einem unbekannten Verwandten, in diese ruhige Gegend zu ziehen, wo alles und jeder Garten mit einer Haube von Wein bewachsen ist. Die Idee gefiel mir gar nicht so schlecht, allerdings bin ich mir auch ziemlich sicher, dass ich keine entfernten slowenischen Verwandten habe.
















Trotz des mangelnden Schlafs: wundervolle Gegend mit Dörfern, die aus massigen Waldstücken heraus wachsen, Bergen am Horizont und immer wieder Wein Wein Wein. Kaum Touristen, wir hatten alles nur für uns, die frische Luft, die engen, steinigen Gassen. Am Ende hatten wir sogar die Moskitos vergessen.








Donnerstag, 20. September 2012

Road Trip

Unterwegs mit der besten Freundin der Welt in Richtung Westen. Haben uns ein Auto gemietet und wollten ein bisschen was von diesem Land sehen, das etwa so groß ist wie mein geliebtes Hessen und so waldreich, dass nur noch Schweden und Norwegen grüner sind.

Kaum losgefahren, vorbei am Pohorjegebirge Richtung Ljubljana, musste die beste Freundin der Welt - natürlich - gleich auf's Klo. Dabei waren wir so schnell und geschmeidig auf der Autobahn unterwegs. Naja, also runter von der Straße, an einer Abfahrt namens Trojane, dort lockte ein Schild mit einem Teller voll riesiger Berliner.

Ich muss sagen: war noch nie so froh über die natürlichen Bedürfnisse meiner Freundin (oh, freut die sich, wenn sie das liest). Wir sind nämlich direkt in die berühmteste Berlinerbäckerei Sloweniens gestolpert, an der lauter Reisebusse hielten und sich eindeckten mit ganzen Kisten des gefüllten Fettgebäcks.

Und ich denke, der Ruhm ist gerechtfertigt. Kam mir vor wie ein kleines Kind, dass eine überlebensgroße Torte zum Geburtstag bekommt. Die Dinger sind wahlweise gefüllt mit Blaubeer-, Marillenmarmalade oder Vanillecreme. Reichlich gefüllt. Die besten Berliner, die ich je gegessen habe. Natürlich heißen die hier anders: Krof!


To be continued...




Donnerstag, 13. September 2012

Kurze Pause

Bin in Deutschland unterwegs, deswegen passiert in diesem Blog momentan so gut wie nichts. Heute Abend bin ich in Berlin, weil mir der "Journalistenpreis Kultur & Politik" vom Deutschen Kulturrat verliehen wird. Schon wieder ein Grund zum Feiern.

Nächste Woche geht es hier wieder weiter mit Berichten aus dem schönen Maribor.

Montag, 10. September 2012

Deutscher Radiopreis in Hamburg

Anderthalb Stunden gefiebert, aber dann wurde es leider doch nichts. Ich war nominiert für den Deutschen Radiopreis 2012 in der Kategorie "Beste Reportage". Der Preis ging dann an eine Geschichte über Gaddafi und ich war wirklich froh, als die Entscheidung durch war. Konnte nämlich die ganze Zeit vor lauter Aufregung nichts essen, hab kaum ein Wort geredet, obwohl bei mir am Tisch so ein berühmter Gast wie Bundespräsident a. D. Weizsäcker saß.

Der ist mittlerweile 92 Jahre alt, braucht zwei Gehstöcke und zwei Hörgeräte, will aber immer noch jedesmal aufstehen, wenn er eine Frau begrüßt - ganz alte Schule. Allerdings hat er dafür auch die Laudatio auf den Preisträger zweimal gehalten. Zum Glück hat sich keiner getraut ihn zu unterbrechen.



Robbie Williams war auch da und hat die Frauen an den Rande der Ohnmacht gebracht; vor der Halle wies ein roter Teppich den Weg zur Veranstaltung. Bin auch drüber gelaufen, mich hat aber komischerweise niemand dabei fotografieren wollen.

Eigentlich schon eine merkwürdige Veranstaltung. Sehr pompös, etwa 1000 Gäste, viel Prominenz, das ganze live in TV und Radio übertragen. Aber am Ende ging es nur darum, sich selbst zu feiern. Die Preisträger selbst waren eher unwichtig; den Nominierten wurden auch weder Anreise- noch Hotelkosten gezahlt. Das war eher traurig. Schade auch, dass ich meine vorbereitete Rede nicht halten konnte. Vielleicht beim nächsten Mal.


Freitag, 7. September 2012

Clinton, Mandela und Ich

Sie ist die Sehenswürdigkeit in Maribor: Die alte Rebe. Angeblich die älteste noch weintragende Rebe der Welt. Steht zumindest so im Guiness Buch der Rekorde.

Die Trauben der Sorte "Blauer Kölner" wachsen an einer Pergola mit Südseite in der Nähe der Drau. Zu sehen ist diese Formation schon auf Stadtgemälden aus den Jahren 1657 und 1681. Im zugehörigen Gebäude befindet sich ein kleines Museum, eine Vinothek und der Sitz des slowenischen Weinritterordens - das ist doch mal ein Name.


Mittlerweile zieht die "Rebe" zahlreiche Touristen an, vor allem zum Schnitt im Frühling und zur Ernte im Herbst. In den 80er Jahren sah das alles noch ganz anders aus, die Rebe war schon fast hinüber.


35-60 Kg Trauben werden jedes Jahr geerntet. Das ergibt gerade mal 100 Fläschchen zu 0,25 Liter, die dem Bürgermeister für protokollarische Zwecke zur Verfügung gestellt werden. Das heißt: kaufen kann man das gute Stöffchen nicht, man bekommt es geschenkt. So wie Bill Clinton oder Nelson Mandela. Frage mich, ob der Stadtschreiber bis zur neuen Abfüllung berühmt genug ist, ebenfalls so ein edles Geschenk zu erhalten. Dann wird mein Name endlich in einem Atemzug mit Clinton und Mandela genannt. Zumindest in Maribor.

Donnerstag, 6. September 2012

Hitler in Maribor

Hitlers Hunger nach Land und Macht ließ ihn im April 1941 den nördlichen Teil Sloweniens annektieren. Er fuhr sogar persönlich nach Maribor, die einzige Stadt im Balkan, in die er sich damals getraut hat.

Die nach der Slowenisierung verbliebenen Deutschen begrüßten zunächst die Annektion, dann merkte das Bürgertum aber ziemlich schnell, dass die Nazis sich zuerst an der Kultur zu schaffen machten, sich alles unterwarfen, das Leben zum Erliegen brachten und dann versuchten auszulöschen.



Terror, Vertreibungen, Internierungen folgten als die üblichen Werkzeuge der Nazis. Zahlreiche Slowenen fielen im nationalen Befreiungskampf gegen die deutschen Besatzer. Ihnen ist das "Denkmal des nationalen Befreiungskampfes" gewidmet. In seinen Fuß sind Zeitungsauszüge gestanzt, Namen um Namen, die von den Nazis vernichtet wurden - damals veröffentlicht, um allen mittzuteilen, was es kostet, einen eigenen Kopf zu haben.

Immer wieder erschütternd, wie ausufernd das Leid war, das Nazideutschland verursachte. In der Schule lernst Du einfach nicht über wirklich alle diese Länder, die Hitler auffressen wollte, über die Reaktionen der Bevölkerung, ihren Widerstand, ihre Opfer. Ein Thema so komplex, dass man sein ganzes Leben damit zubringen könnte, alle Geschichten aller betroffenen Seiten zu erfahren.

Mittwoch, 5. September 2012

Furchen im Flur

Einer dieser verdammten Tage, an denen ich nichts mit mir anzufangen weiß. Den Computer aufgeklappt, zugeklappt, wieder auf, wieder zu. Furchen in den Flur gelaufen, dann durch alle drei Zimmer meiner Wohnung. Gespült, aufgeräumt, gewaschen. Wollte nicht vor die Tür, wollte aber auch nicht drin bleiben. Zu unruhig zum Lesen, zu kaputt, um Sport zu treiben.

Keine Ahnung, wo diese Tage herkommen; sie sind schon morgens da, wenn ich die Augen aufmache und ich sofort weiß, das wird heute nix. Lieber im Bett bleiben und zwischen Träumen und Wachen driften.

Mich irgendwann an mein Buch gesetzt, paar Seiten gelesen, die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen: was für einen Mist habe ich da produziert? Das Manuskript wieder in die Schublade gelegt. Auf und ab gelaufen. Dann endlich doch vor die Tür gegangen, hinein in den Park, nachdem es gerade geregnet hat, mich an einen der drei Teiche gesetzt, den Duft von Tannen, Buchen und Eschen geschmeckt, altes Brot an die Enten und Schildkröten verfüttert. Überraschend beruhigende Tätigkeit, fast hypnotisch. Kleiner Lichtblick an einem dunklen Tag.