Freitag, 24. August 2012

Wein, Poesie und Ewigkeit

Der Tag der schönen Sätze auf dem Wein & Poesiefestival in Ptuj. War bei einer Diskussionsrunde über Residenzprogramme für Autoren, kam mir dabei vor wie ein ganz kleines Licht, im Angesicht dieser veröffentlichten Autoren. Dafür geht mein Stipendium wesentlich länger, ha! Viele Residenzen sind gerade mal vier Wochen - solange habe ich alleine gebraucht, um mich zu orientieren, alles Ablenkende aus meinem System zu kriegen, also alles zu essen, alles zu trinken, alles zu sehen, was es so Neues gibt. (Nicht, dass ich wirklich alles geschafft hätte)

Unter diesen Autoren war Nikola Madžirov (ich glaube aus Mazedonien). Nikola hat eigentlich nur in Bildern gesprochen, seine Beiträge glichen verträumten Buchpassagen.

Nikola kommt anscheinend gut rum, erzählte von seinen zahlreichen Residenzen, den Schlüsseln, die er hinterher immer behält, um sich an diese neue Zeit zu erinnern. Er sprach vom Glück des Umherziehens und dabei hat er bei mir natürlich einen Nerv getroffen: “Nomadism is about reflection, not accumulation”, sagte Nikola. 

Später habe ich mich noch ein wenig mit Aleš Šteger unterhalten (klar, bei zwei Gläsern Wein, wie soll es auch anders sein?) Er ist Dichter und einer der bekanntesten slowenischen Intellektuellen. Außerdem war Aleš  mitverantwortlich, dass die Auswahl des Stipendiums auf mich fiel.
Ich fragte ihn, ob wir uns demnächst mal ihn Ruhe treffen wollen. Ich würde gerne mehr über seine Arbeit erfahren. “Klar”, sagte er. “Wir gehen was essen, was trinken und dann reden wir über die Ewigkeit.”

I like that.

Donnerstag, 23. August 2012

Wein und Poesie

Schönes Fest gerade in Ptuj: 25 Dichter aus der ganzen Welt tragen ein paar Tage lang ihre Werke in der kleinen Stadt vor, dazu gibt es jede Menge Wein aus der Region, Musik und nettes Essen.

Da alles ganz klein und familiär ist, kann man sich locker mit den Dichtern unterhalten. Am interessantesten fand ich die japanische Delegation. Auf der Bühne standen gestern Ryochi Wago und Keijiro Suga und beide hatten den Tsunami und die folgende nukleare Katastrophe zum Thema.

Nach ihrer Lesung habe ich mit Keijiro unterhalten. Er meinte, dass viele Künstler nach der Katastrophe eine Weile überhaupt nicht arbeiten konnten, keinen Sinn darin sahen, den Schock erstmal überwinden mussten. Erinnerte mich ein wenig an Adorno.

Das Festival geht noch bis einschließlich Samstag. Wer in der Gegend ist, sollte unbedingt hin. 


Mittwoch, 22. August 2012

Abend in Maribor




Union vs Laško

Das sind die beiden Optionen, die einem an Bier hier zur Verfügung stehen. Natürlich gibt's noch allerlei ausländisches Gesöff, aber das zähle ich mal nicht mit. Jedenfalls habe ich mir sagen lassen, dass Union hauptsächlich in Ljubljana, der Hauptstadt, getrunken wird, während in Maribor an jeder Bar das Laško-Schild hängt. Ziemlich süffig, leider bekommt man das nirgends so richtig eiskalt - wie es bei dieser Hitze auf jeden Fall sein sollte. Vielleicht kann mal jemand die entscheidenden Stellen auf dieses Problem aufmerksam machen. Ich wäre sehr verbunden.



Zu Zlatorog, dem Bock im Logo von Laško gibt es eine nette Geschichte: Zlatorog lebte in einem wunderschönen Tal zusammen mit ein paar Feen, die alles grün hielten und Menschen in Not halfen.

Alles war gut.

Aber unweit von Zlatorogs märchenhafter Heimat nahm sich ein junger Jäger vor, den Bock zu jagen, ihm die goldenen Hörner abzuschneiden, um so - dank des neuen Reichtums - an die Tochter eines wohlhabenden Mannes zu kommen.

Er fand Zlatorog in seinem Tal, schoss und traf. Es lag noch Schnee zu dieser Zeit und Zlatorogs Blut tropfte in das kalte Weiß. Daraufhin entsprang dort die magische Triglav-Rose. Zlatorog aß von den Blättern, und siehe, die Wunde schloß sich. Allerdings war Zlatorog jetzt richtig wütend. Erst musste der Jäger dran glauben, und dann rammte sich Zlatorog mit seinen Hörnern durch die Berge und formte so das heutige Triglav-Tal. Zlatorog schnappte sich seine Feen, verschwand und wurde nie wieder gesehen. 

Außer natürlich auf dem Laško-Etikett. Also bei so einer Geschichte ist ganz klar, für welches Bier ich mich entscheide. Wenn es doch aber mal so richtig kalt wäre...

Dienstag, 21. August 2012

Seesuche

Also mit Marleybor ist es wirklich gar nicht so weit her. Hab' hier seit Wochen keinen Regen auf der Haut gespürt, dafür brennt die Sonne jeden Tag stärker und es bleibt warm bis tief in die Nacht.

Eigentlich perfektes See- oder Schwimmbadwetter. Aber bis jetzt habe ich leider noch keine befriedigende Lösung für mein Nässebedürfnis gefunden: Im Freibad auf der kleinen Drau-Insel tummelt sich ganz Maribor zu dröhnender Ibiza-Mucke und Therme müssen ja auch nicht unbedingt sein.

Ein See wär' toll. Hier irgendwo in der Nähe. Hat jemand einen Tip?

Montag, 20. August 2012

Stalag XVIII D


Die Schatten der Vergangenheit: man stolpert drüber, steht plötzlich davor, mitten im Industriegebiet Melje:  Das ehemaligen Kriegsgefangenenlager der Nazis mit dem Namen Stalag XVIII D, eine Außenstelle des Lagers Stalag XVIII A im österreichischen Wolfsberg.

Am 1. Juni 1941 haben die Nazis dieses Lager aufgemacht, kurz nach dem Balkanfeldzug, 4046 Gefangene auf den blanken Boden geschmissen. Ein Jahr später waren es schon 11.444: Franzosen, Briten, Jugoslawen, Russen.

Es gab keine Sanitäranlangen, eine winzige Küche und gerademal drei Ärzte für die Massen. Die Gefangenen starben entweder durch Typhus oder der schwere Winter raffte sie dahin. Die Überlebenden mussten Massengräber für die Toten ausheben.


Freitag, 17. August 2012

Das bisschen Polenta

Tina meinte, ich muss unbedingt zum Bosnier in der Poststraße - das ist die kleine aber feine Ausgehmeile von Maribor - und dort die Polenta essen. Bin eigentlich nicht so der Fan von Polenta, aber dachte mir: what the hell. When in Maribor...

Da stand sie dann also vor mir. Von wegen Vorspeise. Ein Riesenteil: Gebackene Polenta, oben schön Sahne drauf und dazu geriebener, geräucherter Käse.

Nach den ersten drei Löffeln war ich eigentlich satt, wollte aber noch sehen, wie weit ich komme. Keine Chance gegen das Ding.

Als die Kellnerin zum Abräumen kommt und mich anschaut wie einen Kriegsdeserteur, sage ich ihr, "das langt doch für vier!"

Die Kellnerin lächelt nur geringschätzig. "Pah", sagt sie, "ich esse die Portion ganz alleine!" Gut, sie sah auch ein bisschen so aus. Aber welche Konsequenz soll ich jetzt aus diesem Erlebnis ziehen? Meinen Magen trainieren, oder mich in die Niederlage ergeben?