Montag, 8. Oktober 2012

Lesung in Ljubljana

So, meine erste Lesung steht an und ich krieg' langsam Bauchschmerzen. "Literarisches Gespräch mit Fredy Gareis" - diesen Titel werde ich mir schon mal auf einen Zettel schreiben, archivieren und vielleicht mal hervorholen, wenn ich irgendwann an gute alte Zeiten denken muss.

Ich werde wohl ein paar Sachen aus meinem Blog lesen, aber auch ein paar Texte, die ich extra für die Lesung geschrieben habe (bzw. gerade schreibe). Die Lesung findet statt am 11. Oktober, also am Donnerstag, um 17:30 in der Deutschen Bibliothek in Ljubljana, Trg republike 3.

Maribor-Ptuj-Maribor

Das allerbeste Herbstwetter am Wochenende. Morgens Nebel, knisternd kalt. Tagsüber sonnengold mit Balsamstrahlen.

Bin mit dem Rad von Maribor nach Ptuj. 30 Kilometer flußabwärts durch die Hügel mit ihren kleinen Kirchen und Weilern, schon nach fünf Kilometer so weit entfernt von der Stadt wie Maribor von der Küste.

In Ptuj mir den nach den Anstiegen sehr leeren Magen vollgeschlagen mit Ćevapčići und Lepinja, dann wieder zurück, in das immer schöner werdende Licht hinein.
















Donnerstag, 4. Oktober 2012

Maribor beautiful















Mittwoch, 3. Oktober 2012

Der Archivdetektiv

Wenn sich Roman Leljak um 7 Uhr morgens auf den Weg macht, liegt der Nebel noch schwer auf den Wäldern. Mit seinem Citroen (und mit mir) ist er unterwegs ins Staatsarchiv in Ljubljana, 120 Kilometer von Maribor entfernt.

Leljaks graues Haar wird von einem Mittelscheitel in zwei Teile getrennt, seine Augen sind freundlich. In seinem früheren Leben war er beim kroatischen Geheimdienst, jetzt arbeitet er als freier Autor und fahndet im Staatsarchiv nach Dokumenten aus der Zeit 1945-1955, weil er ein Gesamtverzeichnis aller vertriebenden Deutschen erstellen will.

"Offiziell heißt es 9000 seien vertrieben worden”, sagt Leljak während er den Citroen durch die bergige Landschaft steuert. “Aber meine Recherchen gehen in die Richtung von weit über 15000.”
Eine halbe Stunde später betritt Leljak das Staatsarchiv, den so genannten Gruberpalast, ein gelbes Barockgebäude aus dem 18. Jahrhundert.

Leljak setzt sich in den Lesesaal und schaltet das Canon Mikrofilmlesegerät an. Ein kleines Wunder sei es, sagt er, dass er sich hier durch diese Dokumente wühlen könne. Denn die UDBA habe eigentlich alle Dokumente aus dieser Zeit vernichtet. Allerdings nur die auf Papier. Die auf Mikrofilm haben sie wohl nicht auf dem Schirm gehabt.

Viermal in der Woche ist Leljak hier, notiert sich Namen der Vertriebenen und der Verantwortlichen und gräbt sich so durch die Protokolle der Geschichte.

“Jetzt ist eine gute Zeit für so eine Recherche”, sagt er. “Die Regierung ist mir wohlgesonnen.” Der vorherige Direktor des Archivs habe ihm noch den Zugang zu den Dokumenten verwehrt.

Am frühen Nachmittag beendet Leljak seine Arbeit: 8000 Dokumente auf zwei Mikrofilmen ist er heute durchgegangen. Am Ende schmerzt der Rücken und tränen die Augen.

Sein letztes Buch, “Die offenen Wunden der Steiermark”, hat sich 30 000 mal verkauft. Für den kleinen slowenischen Buchmarkt eine sehr beachtliche Zahl. “Das Interesse war sehr groß”, sagt Leljak. Sein neues Buch soll im nächsten Frühling erscheinen.

Montag, 1. Oktober 2012

Schnipp Schnapp

Runter sind sie, die Trauben der alten Rebe. Gestern wurde geerntet, der ganze Vorplatz am Fluß war schon morgens voll, ebenso wie die Gläser auf den Tischen (und sicherlich auch der eine oder andere Mariborer). Anschließend wurde die Weinkönigin gekrönt und während ich so da stand (nein, ich habe keinen Wein getrunken; es war tatsächlich zu früh), den Liedern zuhörte, die vom Chor zum Besten gegeben wurden, dachte ich mir, wie unglaublich ländlich das Ganze wirkt für eine Stadt von fast 120 000 Einwohnern. Das hätte auch ein Weinfest in Wicker, Flörsheim oder sonstwo in meiner alten Heimat sein können. Aber vielleicht charakterisiert das Slowenien auch ein bisschen: selbst in der größten Stadt Ljubljana ist das Land gleich um die Ecke und innerhalb von zehn Minuten fühlt man sich 100 Kilometer entfernt vom urbanen Leben und hat Ruhe. Wenn man das denn will.

Roma-Musik

Großartiges Konzert am Samstag im Narodni Dom. Die Band um den Österreicher Harri Stojka spielte Roma-Musik aus ganz Europa, von traurig schön bis rasend schnell. Absolut tanzbar. Leider war das Konzert eher auf Sitzgelegenheiten ausgerichtet. Trotzdem gut, vor allem die treibenden Lieder aus Bosnien und Ungarn.

Rebecca Horn in Maribor

Große Ausstellung der deutschen Künstlerin mit anschließenden Events in der Kulturhauptstadt. Ich war am Freitag bei der Eröffnung in der hiesigen Kunstgallerie und ziemlich angetan von ihren Installationen.


Rebecca Horn kommt ursprünglich aus Hessen (wie ich) und ist Trägerin zahlreicher Kunstpreise. Für diese Retrospektive hat sie noch ein paar andere Künstler ins Boot geholt. Einer meiner Favoriten war auf jeden Fall der steinerne Plattenteller.